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Was ist die diatonische Struktur?

Dass die Solmisation funktioniert, hat seinen Grund in der Abendländischen Musikkultur. Diese ist Dur-moll-tonal geprägt. Egal ob Klassik, Pop, Rock, Gospel, Schlager, HipHop was auch immer. Allen diesen Musikstilen liegt ein und dieselbe diatonische Struktur zugrunde. Dur und Moll sind nur zwei mögliche Darstellungen dieser Struktur. 
Tatsächlich hat man die Struktur bereits vor Augen, wenn man auf die Tasten eines Klaviers schaut, da liegt sie ganz offen vor uns. 
Theoretisch wären andere Anordnungen der schwarzen und weißen Tasten denkbar. Es gibt aber nur eine. Kauft man ein Klavier hat man keine Wahl zwischen Diatonik 1 oder Diatonik 2 oder 3. Weltweit haben Klaviere, Akkordeons, Orgeln alle die gleiche Anordnung der Tasten. Auf Tasteninstrumenten ist die Struktur in der Anordnung von weißen und schwarzen Tasten kodiert und in der Solmisation in den Tonsilben: Wir lernen uns in dieser Struktur zu bewegen ganz ohne Instrument. Das erfordert Übung. 

Im Bild sehen Sie drei mögliche diatonische Strukturen. Für die Anordnung von sieben weißen und fünf schwarzen Tasten gibt es nur drei Möglichkeiten. Welche ist die richtige?* Weltweit gibt es nur eine Variante zu kaufen. Warum? Weil diese eine Struktur Grundlage der gesamten abendländischen Musikkultur ist. Wir lernen Sie in der Solmisation.

Und Sie alle tragen diese Struktur bereits in sich, denn Sie hören sie seit Sie überhaupt hören können. Bereits im Mutterleib beginnen wir zu hören. Und Neugeboren erinnern sich tatsächlich bereits an Musik, die sie im Mutterleib gehört hatten. Musikalisches Lernen beginnt pränatal. Deshalb gibt es bereits Musikkurse mit Babys und wie ich höre, auch bereits mit Schwangeren.

Die Solmisation macht Ihnen die Struktur bewusst, kennen tun Sie sie eigentlich längst. 
Unter meinen Eltern-Kind-Gruppen gibt es auch Babykurse. Dort haben wir ein besonderes Begrüßungslied. Es ist nicht dur-moll-tonal, sondern beruht auf einer Kirchentonart (mixolydisch), welche die Mütter heute natürlich nicht kennen. Die diatonische Struktur bleibt dabei intakt. Nur ein Ton ist anders als in Dur, das alle kennen. An einer wichtigen Position. Und viele Mütter straucheln an dieser einen Stelle, korrigieren den vermeindlich falschen Ton und singen das Lied ... falsch. Sie heben den vermeintlich falschen Ton an (die ungewohnte mixolydische Septe) zu einem funktionierenden Leitton in Dur: Denn Dur kennen alle schon ewig.

do ist Grundton in Dur, la Grundton in Moll.
Aber auch die anderen Tonsilben können Grundton sein ... in den Kirchentonarten. Zu Guidos Zeiten waren sechs von sieben möglichen in Gebrauch. Die siebte fiel raus aus ... naja, die Kirche hatte ihre Gründe.
Im Laufe der Jahrhunderte stellten sich zwei als besonders "tauglich" heraus und verdrängten die übrigen: Unser heutiges Dur und Moll.
Die anderen Kirchentonarten sind aber immer noch im Gebrauch. In der Kirchenmusik natürlich, aber auch im Jazz. Jeder Jazzer kennt sich aus mit den Kirchentonarten; bei der Jazzimprovisation kommt man nicht an ihnen vorbei.


* Es ist die dritte: 3+2
Schauen Sie ruhig nach, wenn Sie das nächste Mal eins dieser Instrumente sehen: Kalvier, Flügel, Akkordeon, Marimbaphon**, Vibraphon**. Immer die gleiche Struktur
** Die Anordnung der Klangplatten erfolgt in zwei Reihen, analog zu den Tasteninstrumenten.