Wo liegen die Grenzen der Solmisation?
Die Solmisation funktioniert super bei dur-moll tonalen Stücken in singbaren Tempi und singbarem Tonumfang.
Kirchengesangbuch, Volks-, Kinder- und Weihnachtslieder, Schlager.
- Instrumentalstücke mit hohen Tempi sind problematisch. Solmisation braucht etwas Zeit.
- Zunächst muss das tonale Zentrum klar sein. Ich kann erst mit der Analyse loslegen, wenn dieses klar ist. Auch das Kinderlied muss ich erstmal ein stückweit durchsingen, um zu wissen, wie die erste Tonsilbe lautet. Ständig wechselnde tonale Zentren wie im Jazz sind ein Problem. Diese können dort innerhalb eines Taktes wechseln. Das Problem rührt daher, dass man erst im Nachhinein merkt, dass das tonale Zentrum gewechselt hat. Man müsste es aber vorher wissen. Natürlich kann man auch im Jazz die Solmisation einsetzen, aber vor dem Singen käme immer erst die genaue Analyse.
- Moderne Musik des 20. Jhd. in der es kein tonales Zentrum gibt, ist zum solmisieren ungeeignet, da muss man anders rangehen.
- Die Solmisation funktioniert immer nur so gut, wie man sie geübt hat.
Übe ich nur Dur, fällt mir Moll schwer. Übe ich keine Alterationen, kriege ich Probleme, wenn welche auftauchen. Übe ich nicht Vom-Blatt-Singen, kann ich es nicht besonders gut, obwohl ich solmisieren kann. Nach der anfänglichen Lernphase bestimmt der tägliche Gebauch, was man wie gut kann.
Ich solmisiere täglich in meinem Unterricht und einmal wöchentlich im Chor (Vom Blatt-singen, Alterationen). Das eine kann ich gut, das andere nur "so lala".
- Ein großer Nachteil der Solmisation liegt in der Natur der Sache. Man muss sie nicht verstehen, sondern trainieren. Die Solmisation wäre allgemein verbreitet, wenn sie funktionieren würde wie "Dreisatz lernen" und nicht wie "Musikinstrument lernen". Dann gäbe es im Musikunterricht der Schule mal die Solmisations-Woche und fertig ist der Lack.