Kapitel 6, Lektion 1: Quintfallkadenz, Funktionen
Was passiert nun bei der Quintfallkadenz?
Eine Tonleiter ist die ideale Darstellung aller Töne einer Tonart.
Die Quintfallkadenz ist die ideale Darstellung aller Stufenklänge einer Tonart. Am flüssigsten klingt sie mit Vierklängen, bei denen nicht nur Grundton, Terz und Quinte, sondern auch die Septime mit dabei ist.
Ideal deshalb, weil alle Akkorde in einen sinnvollen harmonischen Zusammenhang gebracht werden. Die Grundtöne fallen dabei in Quinten.
Das Notenbeispiel lautet:
| Gm7 | Cm7 | F7 | Bbmaj7 | Ebmaj7 | Am7b5 | D7 | Gm7 | Ein geschlossener Kreis.
Werfen Sie einen Blick in den Quintenzirkel. Der Anfangsakkord Gm7 hat den Grundton G. Diesen finden wir bei "1 Uhr" ... G/Em. Jetzt geht es gegen den Uhrzeigersinn und wir vergleichen ...
G ... C ... F ... Bes ... Es ... As ... 5 Stop. Da passt es nicht. In unserer Quintfallkadenz steht Am7, Es zu A ist eine verminderte Quinte (nicht merken). Aber ab A (suchen) stimmt es wieder A ... D ... G. In der diatonischen Struktur gibt es sechs Quinten und eine verminderte.
la ... re ... so ... do ... fa ::: ti ... mi ... la.
Anders ausgedrückt: Der Quintenzirkel gelangt nach zwölf reinen Quinten wieder zum Ausgangston. In der Quintfallkadenz müssen wir bei sieben Quinten eine verminderte in Kauf nehmen. Kein Problem, weil es der diatonischen Struktur entspricht.
Die Mutter aller Kadenzen
Im Notenbeispiel oben sind die Akkorde bezogen auf die Molltonika mit der die Kadenz beginnt und endet. In Klammern ist bereits angedeutet, dass man Teile auch auf eine Durtonika beziehen könnte. Hierbei gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern verschiedene Blickwinkel aus harmonischer Sicht.
Im folgenden betrachten wir die Quintfallkadenz in zwei Hälften, zuerst eine Dur-, danach eine Mollkadenz, die mit der jeweiligen Tonika endet.
Die ersten vier Takte bezogen auf eine Durtonika:
| Tp | Sp | D7 | T |
Setzen wir die Tonika an den Anfang ... | T | Tp | Sp | D7 | ... und wir erhalten eine Durkadenz, ganz ähnlich einer, die wir schon kennen (Nr. 3/5).
Die zweite Hälfte, bezogen auf die Molltonika:
| tG | s6 | D7 | t |
Tonika verschieben | t | tG | s6 | D7 | ... und wir erhalten das Äquivalent in Moll. Nicht so bekannt wie die Kadenz in Dur.
Beachten: Wir haben sowohl im Dur- alsauch im Mollteil D7 stehen, den Dominantseptakkord. Dieser gehört aber zur folgenden Tonika und ist absolut gesehen ein anderer Akkord.
F7-Bb im Durteil und D7-Gm im Mollteil.
Die beiden Beispiele sind jeweils vollständige Kadenzen mit Tonika, Subdominante und Dominante in Dur und Moll.
Betrachtet man die Kadenzen noch kleiner, so sieht man ...
- eine 2-5-1 Verbindung in Dur: Sp D7 T
- eine 2-5-1 Verbindung in Moll: s6 D7 T
- natürlich auch eine 5-1 Verbindung in Dur: D7 T
- ... und in Moll: D7 t
Die Dominante-Tonika-Verbindung ist die wichtigste Akkordverbindung in der abendländischen Musikkultur und der elementarste harmonische Spannungs-Entspannungs-Generator. Manche einfache Kinderlieder in Dur kommen nur mit diesen zwei Harmonien aus, also ganz ohne Subdominante. Beispiele:
- Der Kuckuck und der Esel
- Kuckuck rufts aus dem Wald
- Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp
- Summ, summ, summ, Bienchen summ herum
Die 2-5-1 Verbindung in Dur und in Moll ist die wichtigste Akkordverbindung im Jazz und, da alle drei Funktionen T, S und D vertreten sind, ideal geeignet, ein tonales Zentrum zu etablieren.
Interessant dabei: Am Dominantseptakkord kann man nicht erkennen, ob es nach Dur oder Moll geht. Der D7 sagt nur: Es kommt eine Tonika.
Aber die 2. Stufe sagt es. In Dur ein Mollseptakkord, in Moll ein verminderter Mollseptakkord.
Das geübte Ohr erkennt also bereits am ersten Akkord einer 2-5-1 Verbindung, ob es nach Dur oder Moll geht. Anders ausgedrückt: Mit der zweiten Stufe kann man steuern, wo es hingehen soll ... oder den Zuhörer auch in die Irre führen, wenn man die Kadenz nicht so weiterführt, wie gedacht.
Da in der Quintfallkadenz so viele wichtige Akkordverbindungen in Dur und Moll vertreten sind, dazu alle Stufenklänge einer Tonart, bezeichnet man sie gerne als "Mutter aller Kadenzen".
Zur Praxis ... wir singen!
Wir singen über achttaktige Harmoniefolgen. Heute nur über die Tonika in Dur und in Moll.
Nach acht Takten geht es einen Ganzton rauf.
In Dur singen wir die Tonsilben do mi und so. Gerne in allen Lagen. Die letzten acht Takte sind fast eine Oktave höher als die ersten.
Es gibt jeweils zwei Videos:
- Eines mit "do/la"-Hilfe. Im ersten Takt jeder neuen Tonika bekommen Sie den Grundton vorgesungen.
- Eines ganz ohne Hilfe. Mit der werden Sie das do/la selbst finden.
Mit diesen Videos kann man verschiedene Dinge üben:
- Tonika singen: do mi so bzw. la do mi singen.
- Anfangstöne finden. Wenn Sie 1. sehr viel geübt haben, ergibt sich 2. von alleine. Sie brauchen die "do/la"-Hilfe im ersten Takt nicht mehr.
- Freies Solmisieren. Versuchen Sie auch die anderen Tonsilben re fa la ti einzubauen. Melodien.
Wie ist das gemeint? Hier ein Demo: Zum YouTube-Video "6.01 Dur-Tonika - Demo der Übungen"
- C-Dur: Nur do mi so
- D und E-Dur: Plus re fa la ti. Oben, unten ...
Es ist eine kleine Herausforderung, einen akkordfremden Ton eins zwei oder mehr Viertel zu halten.
Den Tonumfang kann man seiner Stimme anpassen und mehr über, oder unter dem vorgegebenen do/la singen.
Dur
Zum YouTube-Video "6.01 Dur-Tonika mit do"
Zum YouTube-Video "6.01 Dur-Tonika" (ohne do)
Moll
Zum YouTube-Video "6.01 Moll-Tonika mit la"
Zum YouTube-Video "6.01 Moll-Tonika" (ohne la)
Was passiert sonst in diesem Kapitel?
Die acht Takte werden durch immer mehr Funktionen und Neben- angereichert. Irgendwann werden wir zur Quintfallkadenz singen.