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Kapitel 2, Lektion 2: Diatonik

Heute wird's mal theoretisch ... sehr sogar.

Diatonik

Sie haben es gestern mitbekommen. Unser Tonsystem unterteilt die Oktave in zwölf Töne, die jeweils einen Halbtonschritt auseinanderliegen.
Auf der Gitarre sichtbar am Griffbrett mit seinen Bundstäbchen. Ein Halbtonschritt = ein Bund.
Bei der Klassischen Gitarre liegt das Gitarrengriffbrett so, dass der 13. Bund bereits auf der Gitarrendecke liegt, der 12. noch davor. Dient der Orientierung.

Aber auch am Klavier kann man die zwölf Töne in der "fernen" Hälfte der Klaviatur sehen, wenn man auf Details achtet. Von Taste zu Taste, egal ob schwarz oder weiß, ist es ein Halbtonschritt.
Das erinnert ein bisschen an die Gitarre.
Nur Halbtonschritte, das nennt man Chromatik:

Auch die Oktaven sind erkennbar, z.B. schwarze Zweiergruppe rechte Taste bis zur nächsten schwarzen Zweiergruppe rechte Taste.

Interessant ist ein Blick auf die "nahe" Hälfte der Klaviatur, unten das linke Bild. Ohne die schwarzen Tasten ist die Diatonik nicht erkennbar. Tasten folgen aufeinander, ob Halbton- oder Ganztonschritt, weiß man nicht.
Rechts daneben die relative Notation. Die Notenköpfe folgen aufeinander ... aber wo die Halbtonschritte sind ... who knows?

In der Solmisation sind die Halbtonschritte in den Tonsilben kodiert, mi-fa und ti-do, man sieht sie nicht den Noten an.
Am Klavier ist die Lage der Halbtonschritte bei den weißen Tasten durch die Lage der schwarzen kodiert.
Erst das Gesamtbild zeigt, wo die Halbtonschritte sind; dort, wo die schwarzen Tasten fehlen.
Zwischen B-C und E-F (Tonnamen brauchen Sie sich in diesem Kurs nicht merken. Für Leute, die ein Instrument spielen, erwähne ich sie aber gerne).

Fazit

In der Solmisation ist die diatonische Struktur in den sieben Tonsilben kodiert.
Die übrigen fünf Töne sind auch zugänglich, wie wir sehen werden, wenn es mal um Alterationen gehen wird. Sie werden dann nach ihren benachbarten Tonsilben benannt*, analog zur Benennung der Halbtöne in der Instrumentalnotation. Für diese komplizierte Benennung gibt es nur einen Grund: Sie ist praktikabel beim Vom-Blatt-Singen. Für alles andere (Stufen erkennen, Singen) wären eigene und eindeutige Tonsilben besser.

Am KIavier ist die diatonische Struktur in den weißen Tasten kodiert. Umständehalber nur für eine Tonart: C-Dur. Die übrigen fünf Töne sind mit den schwarzen Tasten aber in Reichweite.
Wer Klavier spielt weiß, C-Dur ist am einfachsten zu managen, denn man braucht keine schwarzen Tasten zu spielen. Je mehr schwarze Tasten, desto schwerer.
Dieser Ferienkurs mit Klavier? Nur für sehr fortgeschrittene Pianisten machbar. Denken Sie an unsere erste Woche "und wieder einen Bund höher".

Gitarre?
Da ist die diatonische Struktur überhaupt nicht kodiert, das Griffbrett ist konsequent chromatisch. Gitarristen kodieren sie über Griffbilder und Fingersätze.
Dadurch ist "einen Halbton höher oder tiefer" überhaupt kein Problem. Probleme gibt's erst, wenn man Leersaiten verwenden will, dann ist erstmal Schluss mit der Verschieberei.


 

*
Die Tonsilbe zwischen fa und so heißt entweder fi oder su.
"i" = liegt Halbton höher als der genannte Nachbar. fi liegt einen Halbton über fa.
"u" = liegt Halbton tiefer als der genannte Nachbar. su liegt einen Halbton unter so.
Die fünf Alterationen führen tatsächlich zu zehn neuen Tonsilben!
di ru ri mu fi su si lu li und tu
Kennen Sie noch die 13 Zwerge aus Herr der Ringe: Balin, Bifur, Bofur, Bombur, Dori, Dwalin, Fili, Gloin, Kili, Nori, Oin, Ori und Thorin
Das sind nur 13 und ich kann sie mir nicht merken. Sieben Tonsilben plus zehn, das sind 17, aber es gibt doch nur zwölf Töne. Ah ...rgh.
Aber falls wir in diesem Kurs noch dazu kommen, verrate ich Ihnen einen kleinen Trick.