Kapitel 1, Lektion 3: Notation 1
Diesmal wird es eher theoretisch. Will sagen: Wiederholen Sie einfach die Übungsvideos der letzten zwei Lektionen.
Solmisation & Notation. Einführung
Heute beginnen wir mit Notation.
Die Solmisation wurde Anfang des 11. Jhd von Guido von Arezzo (Wikipedia), einem Benediktinermöch aus Italien entwickelt.
Guido von Arezzo, der Name sagt einem wahrscheinlich nicht viel, aber seine bekannteste Erfindung für Musiker kennt jeder: Die Notenschrift mit Linien und Notenköpfen. Weltweit wird heute seine Musikschrift verwendet und ist damit zur Musikschrift der Welt geworden. Wenn Hans Zimmer Filmmusik komponiert für einen weiteren Oscar, dann mit einer Notenschrift, die sich ein einfacher Mönch aus dem Mittelalter ausgedacht hatte.
Diese Einleitung schreibe ich aber, weil man heute eines gerne vergisst:
Ausgedacht hatte sich Guido von Arezzo diese Schrift zum Singen, denn: Praktisch alle Musikinstrumente, die heute seine Notenschrift verwenden, gab es zu seinen Lebzeiten noch gar nicht. Zu seiner Zeit gab es Leiern, Flöten und Tröten. Er selbst verfasste Schriften über das Monochord (Wikipedia) und lehrte auch den Umgang damit. Die Idee eines Kammerton "A" (Wikipedia) lag noch in weiter Ferne.
Für Guido selbst war aber die Stimme das wichtigste Instrument, denn er unterwies die Novizen in den lithurgischen Gesängen.
Die Stimme bzw, der Gesang hat andere Eigenschaften als ein Musikinstrument. Ein Musikinstrument kann "absolute" Tonhöhen erzeugen z.B. das eingestrichene "A". Ein Sänger kann das i.d.R. nicht, das können nur wenige Menschen mit "absolutem" Gehör. Ein Mensch kann das eingestrichene "A" also nur treffen, wenn er den Ton vorher vorgespielt bekommt. Dafür kann der Mensch problemlos Tonfolgen singen, die in sich stimmig sind. Unsere Stimme musiziert "relativ". Und das spiegelt sich in der Notenschrift von Guido von Arezzo wieder. Sie ist relativ.
Und um seine Notenschrift zu unterrichten, hat Guido von Arezzo die Solmisation entwickelt. Wann immer es um das "Vom-Blatt-Singen" geht, begegnet einem daher die Solmisation. Manchmal wird sie nicht genannt, manchmal Zahlen statt Tonsilben verwendet, aber letztlich ist es Solmisation. Warum? Weil es der beste Weg ist, um Noten zu singen.
Es sollte tatsächlich noch etwa 500 Jahre dauern, bis Guidos Notenschrift erstmals für Musikinstrumente verwendet wurde.
Da Musikinstrumente absolute Tonhöhen erzeugen waren Anpassungen in der Notenschrift erforderlich.
Wir merken uns: Die Notenschrift, die wir heute mit Instrumentalspiel verbinden, wurde ursprünglich für Sänger entwickelt.
Das klingt jetzt sicher etwas komisch, aber tatsächlich ist das Singen nach Noten einfacher zu lernen als das Spielen nach Noten. Auf einem Solmisations-Wochenendseminar lernen Sie in wenigen Tagen kleine Liedchen vom Blatt zu singen, in allen Tonarten. Werden wir in diesem Kurs auch in Kürze anfangen. Bis ein Grundschüler "Alle meine Entchen" auf der Gitarre in E-Dur spielen kann, können Jahre vergehen.
Hier im Kurs werden wir die Notation zunächst einmal relativ betrachten und erst später die Anpassungen vornehmen, welche die Musikinstrumente einfordern. Sie werden feststellen: Für uns als Sänger ändert sich eigentlich gar nichts. Für einen Pianisten macht es einen großen Unterschied, ob ein Stück in C-Dur oder Des-Dur notiert ist. Leicht vs. schwer spielbar. Auf der Gitarre schubsen wir einfach alles einen Bund rauf. Als Sänger ist es uns grad egal. Believe it;-)
Einführung in die Notation
5-Linien und Notenköpfe, das reicht noch nicht. Wir brauchen einen Schlüssel ...