Kapitel 4, Lektion 6: Moll, Melodie raushören, immer do?
Hauptharmonien in Moll
Hier die Übung, auf für alle, die ohne Gitarre dem Kurs folgen wollen.
Zum YouTube-Video "4.07 Übung Hauptharmonien in Moll"
Melodie raushören, wie geht das?
Ein Zweck der Solmisation ist es, sich unbekannte Melodien raushören zu können. Aber wie geht das?
Bei sehr einfachen Kinderliedern à la Hopp, hopp, hopp oder Alle meine Entchen kommt man schon mit Bausteine erkennen sehr weit, aber die Voraussetzung zum Unbekannte Melodien raushören ist eigentlich, dass man fit ist im Stufen erkennen und schon leidlich frei solmisieren kann, also jede Tonsilbe "ansingen" kann, von wo auch immer.
Erster Schritt: Tonalität klären.
Um die Anfangstonsilbe zu klären, muss die Tonalität klar sein. Diese klären wir, indem wir uns die Melodie einmal vorsummen. Es reicht auch eine Phrase, in der möglichst viele Tonstufen vorkommen. Das ist schon alles. Hält man nun den ersten Ton der Melodie länger aus, stellt sich meist schnell das entsprechende Empfinden ein.
Im Beispiel: mi.
Die meisten Melodien fangen mit der Tonika an. In Dur erwarte ich also do, mi und so, in Moll la, do und mi. Andere Tonsilben wären auch möglich, aber seltener.
Zweiter Schritt: Langsam durchhangeln.
Hat man die erste Tonsilbe gefunden, hangelt man sich langsam von Ton zu tun durch. Ich überprüfe zwischendurch immer wieder, ob ich richtig liege, indem ich von einer Tonstufe zum do singe. Bei fraglichen Tönen halte ich diese so lange aus, bis sich das entsprechende Empfinden einstellt.
Das gewählte Beispiel ist tatsächlich eine etwas ungewöhnliche Melodie. Mein täglich Brot sind Kinderlieder in Dur. Bei diesen bin ich sehr schnell mit der Solmisation.
Im Beispiel muss ich öfters nachprüfen und etwas überlegen. Melodien raushören tue ich eher selten, quartalsweise. Wenn Sie das öfters machen, geht das mit der Zeit immer flotter. Believe it.
Zum YouTube-Video "4.07 Wie raushören?"
Grundton immer "do", warum nicht?
Es ist typisch. Man fängt mit der Solmisation an. Gerne mit Kinderliedern. Die sind praktisch immer in Dur. Weihnachtslieder genauso.
Irgendwann ist man mit der Solmisation und Dur warmgeworden ...
| do mi so mi do | fa la do la fa | so ti re ti so | do mi so mi do |
... dann kommt Moll. Auf einmal wird alles anders.
| la do mi do la | re fa la fa ra | mi so ti so mi | la do mi do la |
Alles anders. Dabei merkt man schon beim Singen, dass sich doch kaum was ändert. Moll könnte so einfach sein, wenn do der Grundton wäre. Nur drei Alterationen: mu, lu und tu. Fertig ist der Lack
| do mu so mi do | fa lu do la fa | so tu re ti so | do mu so mi do |
Auch aus pädagogischen Gründen. Sofort ist klar, dass sich bei Moll nur jeweils ein Ton ändert und nicht drei.
Vier Gründe, von dieser Idee abzulassen:
- Moll ist keine Variation von Dur, sondern eine ganz eigenständige Tonart. Das erschließt sich leider erst, wenn man mit der Solmisation schon etwas weiter ist.
- Um die Kadenz in Moll singen zu können, sind bereits drei Alterationen nötig, wenn do der Grundton sein sollte. Alteration bedeutet, dass wir die bekannte diatonische Struktur verlassen und Töne verweden, die "zwischendrin" liegen.
Ist la der Grundton, braucht man keine einzige Alteration. Wir müssen die diatonische Struktur nicht verlassen.
- do als Grundton ist nur praktisch, solange man Dur und Moll nicht mischt, wie Kadenzen in den nächsten Kapiteln zeigen werden.
- Ein großer Vorteil der Solmisation ist der Focus auf die diatonische Struktur. Tatsächlich kann jede Tonsilbe Grundton einer Tonart sein und wir lernen, uns in dieser Struktur zu bewegen. Moll ist nur so lange ungewohnt, so lange man es nicht nutzt.
Das Problem ist nicht, dass do immer der Grundton sein sollte, sondern das wir uns zu sehr auf Dur konzentrieren. Aus diesem Grunde hatte ich bereits in der ersten Woche Moll eingeführt und Sie Lieder in Dur und Moll singen lassen.
Nächste Woche
... werden wir erste Alterationen kennen lernen. Moll ist schuld.
... werden wir in die absolute Notation einsteigen
... werden wir Kadenzen mit Haupt- und Nebenharmonien kennenlernen
... werde ich wenig Zeit haben. Es kann etwas chaotisch werden. Rechnen Sie damit, dass die Woche 5 erst in der Woche 6 komplett veröffentlicht ist.