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Lektion 10: Phrygisch - die phrygische Sekunde

Phrygisch startet in der Solmisation auf der Tonsilbe mi und gehört zu den mollähnlichen Tonarten.

Um die Ähnlichkeit zur aeolischen Tonleiter besser beurteilen zu können, sehen Sie unten zwei verschiedene Darstellungen der Tonleiter, die "klassische" und die "Grundton la"- Darstellung.

 

Stufe12345678
la-bezogenlatudoremifasola
klassischmifasolatidoremi

In den folgenden Erläuterungen verwende ich ausschließlich die "la-Darstellung", so dass wir aeolisch und phrygisch direkt vergleichen können.

In der phrygischen Tonleiter bilden die Stufen 1, 3 und 5 mit la do mi einen Moll-Dreiklang. Deshalb gehört Phrygisch zu den mollähnlichen Tonarten.

Die Alteration tu betrifft die zweite Stufe, daher die Eselsbrücke "Phrygische Sekunde". Die Sekunde ist erniedrigt, so dass die Tonleiter mit einem Halbtonschritt startet.

Durch die Alteration tu entsteht auf der fünften Stufe (Dominante) mit mi so tu ein verminderter Dreiklang. Eigentlich erwarten wir dort einen Mollakkord, s. aeolisch. Wünschenswert wäre aus harmonischer Sicht eine Durdominante, da sie einen voll funktionsfähigen Leitton in die Tonart einbringt. Spoileralarm: Das sehen wir dann in einem anderen Kurs bei harmonisch und melodisch Moll.

Durch tu entsteht aber auf der dritten Stufe (do) ein Dominantseptakkort do mi so tu. Leider an der völlig falschen Stelle. Es kommt noch schlimmer: Dieser löst sich nicht auf in unsere Molltonika, sondern in den Akkord der sechsten Stufe (fa), einen Durakkord (fa la do). Das bedeutet, wir haben eine funktionierende Dominant-Tonikabeziehung, in Dur (!) zwischen dritter und sechster Stufe. Wie soll da ein Moll-Feeling aufkommen?
Auch in der phrygischen Tonart gibt es also Probleme mit der Dominante und einem falsch platzierten Dominantseptakkord.

Fazit

Warum hat sich von den drei mollähnlichen Tonarten aeolisch durchgesetzt?

Weil nur im aeolischen die Hauptharmonien Tonika, Subdominante und Dominante auf den Stufen 1, 4 und 5 gut miteinander ... harmonieren.
Im dorischen haben wir eine Dur-Subdominante und im phrygischen einen verminderten Dreiklang als Dominante.

Wegen des fehlenden Leittons (bei allen drei Tonleitern) hat man im Laufe der Jahrhunderte dem "Tonraum" Moll die gewünschten Töne einfach hinzugefügt, so dass wir heute noch zwei weitere Molltonleitern kennen, die harmonische und die melodische, siehe die nächste Lektion.