Lektion 6: Lydisch - die lydische Quarte
Lydisch startet in der Solmisation auf der Tonsilbe fa und gehört zu den durähnlichen Tonarten.
Um die Ähnlichkeit zur ionischen Tonleiter besser beurteilen zu können, sehen Sie unten zwei verschiedne Darstellungen der Tonleiter, die "klassische" und die "Grundton do"- Darstellung.
Stufe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
do-bezogen | do | re | mi | fi | so | la | ti | do |
klassisch | fa | so | la | ti | do | re | mi | fa |
In den folgenden Erläuterungen verwende ich ausschließlich die "do-Darstellung", so dass wir ionisch und lydisch direkt vergleichen können.
Auch im lydischen bilden die Stufen 1, 3 und 5 mit do mi so einen sauberen Dur-Dreiklang. Deshalb gehört Lydisch zu den durähnlichen Tonarten.
Die vierte Stufe fa ist zum fi erhöht. Aus der reinen Quarte do-fa wird eine übermäßige do-fi. Daher die Eselsbrücke "lydische Quarte" zur Unterscheidung zur Durtonleiter.
Als Folge entsteht auf der vierten Stufe keine Dur-Subdominante sondern ein verminderter Dreiklang fi la do, also eine verminderte Subdominante.
Auf der zweiten Stufe entsteht durch fi ein Dominantseptakkord re fi la do. Man könnte sagen: Harmonisch gesehen an der falschen Stelle, denn wünschen würden wir ihn uns auf Stufe fünf, wo die Dominante stehen sollte. Apropos Dominante ...
Die siebte Stufe ti bildet einen funktionierenden Leitton zum do und damit eine funktionierende Dominante so ti re.
Da die vierte Stufe zu fi erhöht ist, fehlt aber der Tritonus und somit der Dominantseptakkord auf der fünften Stufe. Stattdessen entsteht auf der fünften Stufe ein großer Septakkord so ti re fi, der keine dominantische Funktion ausüben kann. Auch hier steht der große Septakkord harmonisch gesehen an der falschen Position.
Die Alteration fi führt also zu einigen harmonischen Problemen. Im 11. Jhd. war das noch kein Problem, da man noch keine Harmonien verwandte, sondern rein melodisch musizierte. Dabei führt die Alteration lediglich zu einer etwas anders gefärbten Tonleiter.